Baumanhängsel 

Allgegenwärtige Nistkästen, die im Wald aufgehängt wurden, aber von wem, wann, wofür und werden sie überhaupt gepflegt? Fragen, die viele Waldgänger sich irgendwann stellen, und die es hier am Beispiel des Schulzschneider Forsts zu erläutern gilt. Dort hängt eine große Kollektion Nistkästen, und nicht erst seit gestern. Das Gebiet erstreckt sich von Steinbach nach Sameister, in westlicher Richtung nach Lobach, ein Gemeindeteil der Gemeinde Seeg und von Sulzschneid bis einschließlich Senkele, eine Gesamtfläche von ca. 1900 ha.

Im Flora-Fauna-Habitat (FFH) Gebiet Sulzschneider Moore und in angrenzenden Wäldern des Staatsforstes im Landkreis Ostallgäu, befinden sich seit mindestens 30 Jahren Vogel- und Fledermauskästen. Sie wurden am Anfang von Forstbediensteten, später von Ehrenamtlichen des LBV, u.a. von Thomas Schmid und Team, ausgebracht und betreut. Bei der jährlichen Betreuung werden die Kästen gereinigt, repariert und ggf. ausgetauscht. Durch waldbauliche Maßnahmen und Windwurf wurden im Laufe der vergangenen Jahre einige dieser Ersatzquartiere zerstört, umgehängt und neu ausgebracht. In Kooperation mit dem Bayerischen Staatsforsten, Revier Sulzschneid werden weitere Kästen für bspw. Siebenschläfer ausgebracht. Mittlerweile befinden sich in dem Teilgebiet 450 Ersatzquartiere für Vögel- und Fledermäuse.

Annährend die Hälfte aller Kästen in diesem Forst sind Fledermauskästen. Waldfledermäuse benötigen als Lebensraum strukturreiche Wälder mit standortgerechten Baumarten, Altbestände mit Höhlenbäumen, die ihnen als Tages- und z. Teil auch als Winterquartier dienen. Dabei sollte das Höhlenangebot bei 7-10 Höhlenbäumen pro Hektar Waldfläche liegen. Durch die Ausbringung von Fledermausersatzquartieren kann das Defizit an geeignetem Höhlenangebot optimiert werden. Im Schulzschneider Forst wurden 10 von den bisher 25 Fledermausarten die in Bayern vorkommen, erfasst. In Deutschland sind es insgesamt 30 Arten. Bisher, denn die Klimaerwärmung lockt neue Arten an.

Die restlichen Kästen sind als Brutkästen für Vögel und Kleintiere im Frühling und Sommer, Schutz- und Schlafplätze im Herbst und Winter, vorgesehen. U.a. Tannenmeisen, Haubenmeisen und Kleiber (verkleinert gern das Einflugloch), finden hier Unterschlupf. Aber auch Siebenschläfer und Hornissen schätzen Nistkästen. Lebensgefahr bringen Windwurf und Holzeinschlag neben Baummarder, Buntspecht (vergrößert das Einflugloch) Eichhörnchen, Kolkrabe, Rabenkrähe und Eichelhäher.

Vor 15 Jahren übernahm Bruno Elischer (oben im Bild) die ehrenamtliche Kontrolle und Reinigung der Kästen von Thomas Schmid im Steinbacher Wald, wie der Forst auch heißt. Als Volksschullehrer in Steinbach in den Sechzigern, kannte Bruno das Gebiet sowie den damaligen Forstgebietsleiter. Vielleicht deshalb klappte die Zusammenarbeit mit den Förstern so gut.

Über die Jahre ging Bruno geschätzte 5.000-mal seinen Leiter rauf und runter, meistens alleine aber mit seinem Glücksengel; er ist nur einmal vom Leiter in den Lehenbach gefallen, ohne sich zu verletzen. Bruno behauptet, diese 15 Jahre haben ihm auch viel gegeben, vor allem gesundheitlich und auch psychisch. Dann er genoss die Stille des Waldes besonders im Winter. Beistand bekam er für die GPS-Erfassung im Jahr 2014, ein dankend angenommenes LBV GlücksSpiralen-Projekt um Nistkasten-Art und -Position für zukünftige Betreuer zu sichern. Bei dieser Gelegenheit möchten wir Thomas Schmid aus Wald und Bruno Elischer aus Marktoberdorf für ihren großartigen Einsatz herzlich danken. Auch die gute Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Forstrevierleiter Jürgen Sander gebührt Erwähnung und Anerkennung. In diesem Monat hat Bruno seine Nistkästen Betreuungstätigkeit aus Altersgründen beendet und damit den Weg für die nächste Generation freigemacht. Interessenten können sich bei Brigitte Kraft (LBV Schwaben) unter 08331-9667712 melden, die die Koordination der Aktiven übernimmt.