Hilpoltstein, 17.09.2024 – Die Starkregenereignisse vom Wochenende haben
vielerorts die Schwalben in Bayern in große Not gebracht. So erreichten den LBV vor allem aus dem Osten und Süden des Freistaats zahlreiche
Hinweise über dutzende entkräftete und tote Schwalben. Entweder sitzen die Vögel hungrig auf Fensterbrettern, hängen unter Dachvorsprüngen oder sie
liegen bereits verendet am Boden. „Neben München und Landshut, wo LBV-Kreisgruppen am Wochenende bereits eine Hilfsaktion für Schwalben in Not
gestartet haben, kamen Hilferufe zu toten und erschöpften Schwalben aus den Landkreisen Fürstenfeldbruck, Regensburg, Nürnberger Land, Starnberg
und Straubing bei uns an", so der LBV-Pressesprecher Markus Erlwein. Wie viele Schwalben in Bayern betroffen sind, lässt sich derzeit kaum
abschätzen. Allein in der LBV-Vogelauffangstation in Regenstauf werden derzeit 80 Schwalben versorgt.
Schwalben sind Zugvögel, die jetzt im September auf dem Flug in ihre
Winterquartiere nach Afrika sind. Sie ernähren sich ausschließlich von Insekten, die sie im Flug erbeuten. Die plötzliche Kälte der vergangenen
Tage hat vielen Vogelarten Energie geraubt. Bei Zugvögeln hat dieser Verlust dramatische Auswirkungen, da sie alle Fettreserven für den
anstrengenden Flug in den Süden brauchen. Für Mehl- und Rauchschwalben kommt hinzu, dass bei Regen weder die Vögel selbst noch ihre
Nahrungsgrundlage, die Insekten, fliegen können. „Es ist wirklich tragisch, dass gerade diese Vogelarten auch noch unter den immer häufiger
auftretenden Extremwetterereignissen der Klimakrise leiden müssen. Als Insektenfresser haben sie es ohnehin schon schwer, aufgrund des übermäßigen
Einsatzes von Giften und der Überdüngung durch die intensiven Landwirtschaft noch genügend Nahrung zu finden. Beide Schwalbenarten sind auf der
Rote Liste Deutschlands als gefährdet eingestuft. Diese Arten werden in der Zukunft noch mehr Unterstützung von uns brauchen",
so Erlwein.
Wer Schwalben auf Fenstersimsen, Balkonen oder Hausvorsprüngen sitzen sieht, sollte die Tiere nicht stören und vertreiben, denn sie suchen dort
Schutz vor Regen. „Wer geschwächte Schwalben am Boden findet, kann diese zumindest unters Dach bringen, abtrocknen und in einem dunklen Raum
warmhalten. Anschließend sollten sie an eine seriöse Pflegestelle für Wildvögel gegeben werden, wo sie auch gefüttert werden können, denn Schwalben
fressen kein gewöhnliches Vogelfutter, sondern brauchen Spezialnahrung", sagt Markus Erlwein. Für viele Schwalben wird die Hilfe zu
spät kommen, einige werden aber wohl mühevoll aufgepäppelt werden können, um nach dem Regen wieder gestärkt in Freiheit zu fliegen. „Körperwärme
mit 38 Grad Celsius ist geeignet. Man kann die Schwalben also länger in der Hand halten oder sie in einem Karton mit Luftlöchern auf eine
Wärmeflasche bis maximal 40°C setzen. Ganz wichtig: Der Raum dafür muss verdunkelt sein, denn sobald die Schwalben wieder munter werden, flattern
sie ziellos umher und prallen dann gegen Fenster oder Wände", rät die Schwalbenexpertin des LBV München Sylvia Weber.
Teilweise kommt es in Bayern aktuell auch zu einem so genannten Zugstau: Zugvögel, die sich auf dem Flug Richtung Süden befinden, können aufgrund
der aktuellen Wetterlage nicht weiterziehen und verweilen weiter im Freistaat. Singvögel wie Grasmücken, Schnäpper und Gartenrotschwanz legen
deshalb einen Zwischenstopp bei uns ein und ernähren sich wegen des Dauerregens ausschließlich von Beeren. Wer also einen naturnahen und
vogelfreundlichen Garten mit bereits beerentragen Sträuchern hat, der kann derzeit möglicherweise einen Blick auf den einen oder anderen seltenen
Gast werfen.
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