Immer genau hinschauen


Der Wertachstausee Schlingen mit seiner ca. 40 ha Größe, Delta und Litoral, bildet ein sicheres Habitat für Wasservögel aller Art. Verschiedene Tiefenzonen garantieren eine üppige Vogeldiversität aus Sommer- wie Winter- und Durchzugsgäste, u.a. Tauch- und Schwimmenten, Säger, Schwäne, Reiher und Watvögel. Eintragungen in www.ornitho.de (BY/OAL) dokumentieren diese Vielfalt.


Am späten Nachmittag des 17.September 2021 als ich dort Silberreiher zählte, merkte ich ein etwas anders gefärbtes Exemplar. Seine fleischfarbigen Beine, schwarzer Schnabel und türkisfarbener Zügel weichten von der Silberreiher Nominatform ab.

Ich knipste einige Bilder und schickte das beste Foto an Jürgen Knee, der antwortete: „danke für das interessante Foto. Darauf zu sehen ist ein Silberreiher vom Typ "modesta". Diese Form hat schon zu vielen Diskussionen geführt.“


Daraufhin, recherchierte ich im Internet weiter. Diese Silberreiher Unterart A. a. modesta wurde vom britischen Zoologen J. E. Gray im Jahr 1831 in folgenden Verbreitungsgebieten aufgezählt: Indischer Subkontinent, Ost- und Südost-Asien. Des Weiteren Südost- und Ost-China, Süd-Japan und Korea. Weiter südlich auch auf den Sundainseln, Wallacea, Neuguinea, den gemäßigten Gebieten Australiens bis hin nach Neuseeland.


Seit neustem taucht diese Unterart alle paar Jahre in Osteuropa, äußerst selten in Deutschland und dann als Wintergast, auf. Wissenschaftler diskutieren, ob die in Europa gesichteten Silberreiher vom Typ "modesta" der Unterart Südostasien und Australasiens A. a. modesta angehören, oder eine Form der Mutation des normalen Silberreihers sind. Nur eine großangelegte Untersuchung samt DNA-Proben wird Klarheit bringen.


Colin MacKenzie

Herbstzug im Allgäu

 

 

Anfang November beförderte ein umfangreiches Hoch über Mittel- und Südosteuropa sonniges und trockenes Herbstwetter ins Allgäu. Ein leichter Südostwind, sehr milde Temperaturen und täglich bis sieben Stunden Sonnenschein, boten perfekte Verhältnisse für Zugvögel entlang des Nord-Alpen-Korridors. Unter anderen, nutzten Buchfinke, Feldlerchen, Kraniche, Stare, Wacholder- und Rotdrosseln die Wetterlage. Am 7. November, bei bestem Zugwetter, steuerten wir das Apfeltranger-Moos an. Dort, weil ziehende Kraniche das Nahrungsangebot sowie die Sicherheit der offenen Landschaft beim Übernachten schätzen. Das Auto wurde neben einem Fahrsilo abgestellt, wo im April eine Turteltaube mich verzauberte; die Vorzeichen also stimmten.  Ein Schwenk mit dem Fernglas über das Moos ließ keine Kraniche erkennen. Aber der Tag war noch jung. Zwei Minuten später als ich die Kameraeinstellungen kontrollierte, rief meine Frau „Kraniche!!“.  Eine kleine lautrufende Gruppe in ca. 50 m Höhe flog direkt auf uns zu. Konfrontiert mit der verringernden Entfernung, der Fluggeschwindigkeit und dem starken Gegenlicht, bleibt dem Fotografen nur das Komponieren und Auslösen. Hoffentlich funktioniert der Autofokus! Manchmal hat man Glück. Nicht ganz, ein Nachzügler fehlte.

Kurz danach konnte eine kleine Schar Stare und auf einem Maisstoppelfeld dutzende Feldlerchen beobachtet werden. Aber die Krönung gehörte den Kranichen. Auf dem Rückweg zog eine V-Formation mit 34 Individuen hoch über uns gen Sattlersbuckl westlich von Apfeltrang, just dort wo Investoren 11 Windkraftanlagen geplant hatten und seltene Schwarzstörche im Frühjahr brüten. Übrigens, beide Arten bevorzugen ähnliche Winterquartiere. Kranich-Überwinterungsgebiete stellen die Extremadura und Andalusien sowie etwa 58 weitere Plätze dar. Ein kleiner Teil der Population zieht noch weiter bis Nordafrika. Seit mehr als einem Jahrzehnt wird Frankreich auch zur Überwinterung intensiv genutzt. (Wikipedia).

Colin MacKenzie   7.11.2020

                     Pflegeeinsatz im Gillenmoos

 

             Azubis der Firma Technozell aus Günzach sind 

 gemeinsam mit dem LBV aktiv für den Natur- und Klimaschutz

 

Bei herbstlichem Wetter verabschiedeten sich 4 Auszubildende der Firma Schoeller Technocell GmbH aus Günzach am 28. Oktober 2020 zusammen mit Ihren Ausbildern Christian Riedelsberger und Sebastian Häring für einen Tag von ihrem Arbeitsalltag und unterstützten tatkräftig draußen in der Natur den LBV.

Zwei Flächen im Gillenmoos in der Nähe von Günzach, welche von der Kreisgruppe Ostallgäu-Kaufbeuren des Landesbund für Vogelschutz (LBV) betreut werden, sind als kalkiges Niedermoor Lebensräume für seltene Vögel, Libellen, Schmetterlinge und Orchideen. Aktive Moore tragen zudem einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz bei, da sie Kohlendioxid speichern. Durch regelmäßiges Mähen der Wiesen und die Entfernung des Mähguts werden sie behutsam und extensiv bewirtschaftet. Somit wird eine Verbuschung verhindert und der Lebensraum für viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten erhalten.

Unter fachkundiger Anleitung des Ehrenamtlichen des LBV Johann Köpf trugen die jungen Leute im Gillenmoos Mähgut zum Abtransport zusammen. „Der Einsatz ist eine tolle Abwechslung zu unserem Arbeitsalltag und eine gute Möglichkeit für die Auszubildenden, mal in die Natur zu kommen und dort Interessantes zu lernen“, meint Ausbilder Herr Riedelsberger dazu. Auch Johann Köpf freut sich über den tatkräftigen Einsatz der Auszubildenden: “Die Arbeit ist uns eine große Hilfe beim Erhalt des Lebensraumes für zahlreiche seltene Tiere und Pflanzen sowie dem Klimaschutz, herzlichen Dank!“

Bericht: Dr. Lena Heuß, Ehrenamtsmanagement für den LBV in Schwaben, 

E-Mail: lena.heuss@lbv.de, Tel.: 08331 / 96677-14

Ergänzung zu „Highlight Murnauer Moos“

 

Nachdem ich die Exkursion des letzten Jahres in bester Erinnerung hatte, lockte es mich heuer wieder in dieses Naturparadies. Ornithologische Highlights waren dabei einige Karmingimpel und die Bruthöhle eines Wendehalses.

Mein besonderes Interesse galt aber auch der Botanik und dort speziell den Orchideen. Der besondere „Kracher des Tages“ war darum das gerade frisch aufgeblühte Strohgelbe Knabenkraut (Dactylorhiza ochroleuca). Es wächst teils höchst reizvoll zusammen mit dem Fleischfarbenen Knabenkraut (Dactylorhiza incarnata), stellt aber höhere Ansprüche an den Nässe- und Kalkgehalt. Dass ich nun den Anblick einiger hundert Exemplare dieser seltenen und stark gefährdeten Pflanzen genießen konnte, machte mich einfach nur glücklich.

Prächtige Fotomotive lieferten auch die zahlreichen Blauen Schwertlilien (Iris sibirica).

 

Sabine Mändler  29.05.2020

Highlight Murnauer Moos

 

Nach der so erfolgreichen Excursion 2019 im Murnauer Moos hatte ich ja für dieses Jahr eine gekürzte Version zu der Schlüsselstelle angesetzt. Nun machte uns leider Corona einen Strich durch die Rechnung. Bei Hochfrühlingswetter machte ich nun am 22. Mai, allein mit meiner Frau, diese leichte Wanderung trotzdem. Dabei wurden mir alle meine angekündigten Wünsche erfüllt. Auf dem Weg zum Ziel konnte ich mich bereits über die Rufe von Wendehals und Wachtelkönig erfreuen. Und am Ziel erwartete mich, fast an gleicher Stelle wie 2019, Familie Weißrückenspecht. Die Altvögel waren emsig am füttern ihres fast flüggen Nachwuchses. Dass, wie auf den Bildern zu sehen, beide Geschlechter schon klar zu erkennen waren, war eine zusätzliche Freude. Mein Entschluss, diese Führung wie geplant 2021 neu anzusetzen, findet doch sicher Zustimmung?

 

Peter Griegel 24. Mai 2020

 

 

Thorshühnchen

 

Seit Jahren besuche ich regelmäßig die Ostallgäuer Flüsse samt Stauseen, zu verschiedenen Tageszeiten, je nach Saison mehr oder weniger. Es lohnt sich immer genügend Zeit einzuplanen, damit man nichts verpasst.  So ging es mir am 12. Mai 2020 in der Abenddämmerung am Wertachstausee Schlingen, als ich mich entschied, doch noch einen letzten Beobachtungsplatz aufzusuchen. Ein Schnellscan mit dem Fernglas brachte nichts Außergewöhnliches bis auf einen winzigen Wasservogel, der für mich ein Rätsel darstellte. Schnell wurde mein Spektiv aufgestellt, gerade rechtzeitig da er kurz aufflog und helle zackige Flügelbänder und dunkle Beine zeigte. Nun hatte ich ein Komplettbild und dachte, er gehört zur Gattung der Wassertreter  -  immer herumschwimmend, schnepfenartiges Rückenmuster, schwarzer Scheitel, weißes Gesicht, feiner gelber Schnabel, rostbraune Brust. Was meint die Vogelliteratur dazu? Thorshühnchen Weibchen im Brutkleid! Ich konnte mein Glück kaum fassen. Ein Irrgast auf dem Zug von seinem Winterquartier in den planktonreichen Meeren vor den Küsten Westafrikas zu seinen Brutgebieten in den westlichen Paläarktis. Meine Aufnahmen dienen gerade als Belegfotos, deshalb dieses Bild von Wolfgang Lorenz aus dem LBV-Bildarchiv.

Colin MacKenzie

 

Nachtrag Nr. 10,  12. Juni

 

Unter den wegen Corona ausgefallenen Führungen befand sich unter dem Thema "Gelbspötter"auch jene an der Mühlberger Ache am 6. Juni. Aus Neugier ging ich diese kurze Strecke ganz allein ab, mit überragenden Erfolg. Noch im Auto sitzend hörte ich direkt neben mir einen lauthals singenden Gelbspötter, den Gesang der Mönchsgrasmücke imitierend. Nicht lang danach begann, keine 100 m. entfernt, eine Singdrossel ihr Lied. Aber irgend etwas stimmte da nicht. Ich versuchte, von den beiden Vögeln ein Foto zu machen. Dies mehrere Tage. Ihre Tarnfarbe und das dichte Laub verhinderte dies. Gestern morgen nun, mit der Hilfe von strahlender Morgensonne, gelangen mir die beigefügten Bilder. Und siehe da, die Singdrossel entpuppte sich ebenfalls als Gelbspötter. Also zwei Spötter ( Imitator/Nachahmer ) in Vollendung.

 

Peter Griegel